CAM-Blocktypen und Zyklus-/Steuerattribute (CAM)

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Die Blöcke der aktiven CAM-Bibliothek ermöglichen es, spezielle Funktionen zu realisieren, die über das hinaus gehen, was mit Konturen bzw. Punkten möglich ist. Der Postprozessor ignoriert grundsätzlich den grafischen Inhalt eines Blocks aus der aktiven CAM-Bibliothek, sondern nutzt ausschließlich bestimmte in der jeweiligen CAM-Blockinstanz enthaltenen Attribute. Mit Hilfe des CAM-Befehls "CAM-Einführung öffnen", öffnen Sie die CAM-Einführung mit detailierten Beispielen für jeden CAM-Blocktyp.

 

Zyklen existieren in der Zeichnung in der Regel als Blockinstanzen der aktiven CAM-Bibliothek. Die aktive CAM-Bibliothek wird im Dialog des CAM-Befehls "Generelle Parameter" festgelegt. Im Dialog "Postprozessor editieren > Objektsteuerung" wird der Name des Attributs festgelegt, welches die NC-Kommandos für den eigentlichen Zyklus enthält, das sogenannte Zyklusattribut. Der Postprozessor "Universal DIN-ISO" zum Beispiel verwendet den Namen "DIN-ISO" für Zyklusattribute. In der mitgelieferten CAM-Bibliothek "CAM-Universal" existieren bereits Fräszyklen, Drehzyklen, Bohrzyklen und andere CAM-Blöcke.

 

Eine CAM-Blockinstanz kann mehrere Zyklusattribute enthalten, wie zum Beispiel "DIN-ISO_1", "DIN-ISO_2" und "DIN-ISO_3". Der Inhalt der Zyklusattribute wird gemäß der alphabetischen Reihenfolge der jeweiligen Attributnamen in die NC-Datei exportiert. Eine CAM-Blockinstanz kann auch Zyklusattribute für andere Postprozessoren enthalten, wie zum Beispiel "HP-GL" oder "Sinumerik". Beim Export werden nur die Zyklusattribute berücksichtigt, deren vollständiger Name (z.B. "DIN-ISO") bzw. Namensanfang (z.B. "DIN-ISO_2") identisch ist mit dem im Dialog "Postprozessor editieren" festgelegten Namen. Auf diese Weise werden immer die für den aktiven Postprozessor passenden NC-Kommandos (Zyklen) in die NC-Datei exportiert, ohne dass dafür die CAM-Blockinstanzen in der Zeichnung editiert werden müssen.

 

Neben Zyklusattributen kann ein CAM-Block auch noch die Steuerattribute mit Namen "ENFORCE-CYCLE-SEQUENCE", "MERGE-WITH-CONTOUR" oder "CONTOUR-SUBPROGRAM" enthalten. Findet der Postprozessor beim Export eine CAM-Blockinstanz mit einem Steuerattribut, dann wird diese CAM-Blockinstanz gesondert behandelt (siehe Tabelle unten).

 

Darüber hinaus kann eine CAM-Blockinstanz beliebige weitere Attribute enthalten, wie zum Beispiel "_Info" oder "_Text". Diese Attribute dienen der Information und werden manchmal als Text im CAM-Block angezeigt. Manche lokale Attribute, wie zum Beispiel "__Drehwinkel" oder "__Seitenlänge-Hauptachse", werden aber auch im Zyklusattribut derselben CAM-Blockinstanz ("Fräszyklen\G210 Nut") verwendet. Auf diese Weise kann das globale Zyklusattribut auf Werte zugreifen, die erst beim Einsetzen der Blockinstanz durch den Anwender festgelegt werden. Sollte ein Attribut "_Time" existieren und dessen Inhalt eine Zahl sein, so wird diese Zahl als Zeitangabe interpretiert, die bei der Berechnung der Maschinenlaufzeit für das dazugehörige Attribut auf die Gesamtzeit addiert wird.

 

Tabelle 3: Vom Postprozessor unterstützte CAM-Blocktypen, die in der CAM-Bibliothek "CAM-Universal" verfügbar sind

 

Blocktyp bzw. -name

Zyklusattribute

Steuerattribut

Bezieht sich auf Folgekontur

Funktion

"Hilfspunkt für Radiuskorrektur"

Dieser Blocktyp existiert nur einmal mit genau diesem Namen in der CAM-Bibliothek.

Sie können auch eigene Blöcke als Hilfspunkte verwenden. Damit das Programm sie aber als Hilfspunkte für die Radiuskorrektur erkennt, müssen die Blocknamen mit einer der folgenden Zeichenketten beginnen: "Hilfspunkt", "Auxiliary Point" oder "AuxPoint" (Groß-/ Kleinschreibung ist irrelevant).

Nein

 

Der Steuertext für Zyklen (Attribute) wird nicht aufgerufen, sondern nur die Variablen ~AuxX~ und ~AuxY~ werden initialisiert.

Keines

Ja (siehe Arbeitsvariable ~UseAuxPoint~)

Der Einsetzpunkt der CAM-Blockinstanz "Hilfspunkt für Radiuskorrektur" wird als Hilfspunkt zum Anfahren einer geschlossenen Kontur mit eingeschalteter Radiuskorrektur (G41/G42) genutzt. Siehe CAM-Einführung, Beispiel "Fräsen mit Radiuskorrektur").

"Dummy-Punkt"

Dieser Blocktyp existiert nur einmal mit genau diesem Namen in der CAM-Bibliothek.

 

Sie können auch Blöcke mit anderen Namen verwenden. Wichtig ist aber, dass der Block ein Zyklusattribut enthält, dass leer ist.

Ja, aber ohne Inhalt (leer).

 

Der Steuertext für Zyklen (Attribute) wird aufgerufen, aber die Variable~CycleCommands~ enthält einen Leertext.

Keines

Nein

Der Einsetzpunkt der CAM-Blockinstanz "Dummy-Punkt" wird in Sicherheitshöhe angefahren, ansonsten wird aber keine weitere Aktion ausgeführt. Siehe CAM-Einführung, Beispiel "Bohren mit Bohrzyklen").

Normaler Zyklus

Dieser Blocktyp kann beliebig oft in der CAM-Bibliothek existieren, folglich ist der Name nicht festgelegt.

Zum Beispiel Blöcke: "Bohrzyklen\G200 Bohren" und "Fräszyklen\G210 Nut"

Ja

 

Der Steuertext für Zyklen (Attribute) wird aufgerufen, und die Variable ~CycleCommands~ enthält den Inhalt aller Zyklusattribute der aktuellen CAM-Blockinstanz.

Keines oder ENFORCE-CYCLE-SEQUENCE

(Inhalt ist irrelevant)

 

Dieses Steuerattribut ist optional. Haben zwei oder mehr direkt aufeinander folgende, aber unterschiedliche CAM-Blockinstanzen dieses Steuerattribut, dann werden sie wie eine Abfolge der gleichen CAM-Blockinstanz behandelt.

Nein

Der Inhalt der Variablen ~CycleCommands~ wird gemäß der Objektreihenfolge in die NC-Datei kopiert. Die Koordinaten des Einsetzpunkts der CAM-Blockinstanz werden dabei für den Zyklus übernommen. Eine Abfolge der gleichen CAM-Blockinstanz bzw. die Existenz des optionalen Steuerattributs ENFORCE-CYCLE-SEQUENCE in zwei oder mehr direkt aufeinander folgenden, aber unterschiedlichen CAM-Blockinstanzen wird erkannt und speziell behandelt (Variablen ~StartOfCycleSequence~ und ~EndOfCycleSequence~). Siehe dazu auch CAM-Einführung, Beispiele "Bohren mit Bohrzyklen" und "Nuten mit Fräszyklen erzeugen".

Zyklus für Kontur-Unterprogramm

Dieser Blocktyp kann beliebig oft in der CAM-Bibliothek existieren, folglich ist der Name nicht festgelegt.

Zum Beispiel Block: "Fräszyklen\Kontur: 1. Definieren und ausräumen"

Ja

 

Der Steuertext für Zyklen (Attribute) wird aufgerufen, und die Variable ~CycleCommands~ enthält den Inhalt aller Zyklusattribute der aktuellen CAM-Blockinstanz.

CONTOUR-SUBPROGRAM

(Inhalt ist irrelevant)

Ja (die Position der CAM-Blockinstanz ist irrelevant)

Die Folgekontur wird am Ende der NC-Datei als Kontur-Unterprogramm ausgegeben. Jeweils vor bzw. nach dieser Ausgabe erfolgt der Aufruf des Steuertexts für Kontur-Unterprogrammstart und Kontur-Unterprogrammende.

Das so definierte Kontur-Unterprogramm wird dann von speziellen Zyklen verwendet, die im Zyklusattribut dieses Blocktyps definiert sind. Dazu wird der Inhalt der Variablen ~CycleCommands~ gemäß der Objektreihenfolge in die NC-Datei eingefügt.

Dieser Zyklus hat zwei Funktionen: Zum einen definiert er die nachfolgende Kontur als Kontur-Unterprogramm. Zum anderen ruft er dieses Kontur-Unterprogramm auf.

Es können sich mehrere CAM-Blockinstanzen auf dieselbe Folgekontur beziehen. Siehe CAM-Einführung, Beispiel "Niere ausräumen mit Fräszyklen").

Zyklus verschmilzt mit Kontur

Dieser Blocktyp kann beliebig oft in der CAM-Bibliothek existieren, folglich ist der Name nicht festgelegt.

Zum Beispiel Block: "Fräszyklen\G26/G27 Tangentiales An-/Wegfahren" und "Fräszyklen\G25 Ecke runden"

Ja

 

Der Steuertext für Zyklen (Attribute) wird aufgerufen, und die Variable ~CycleCommands~ enthält den Inhalt aller Zyklusattribute der aktuellen CAM-Blockinstanz.

 

Tatsächlich wird dieser Steuertext nicht nur aufgerufen, wenn die NC-Kommandos des Zyklus' in die NC-Datei exportiert werden, also direkt nach dem Export des Steuertexts des dazugehörigen Definitionspunkts, sondern auch bevor der Steuertext des dazugehörigen Definitionspunkts aufgerufen wird. Dieser Aufruf dient aber nur der Initialisierung von Variablen (kein Export in die NC-Datei).

MERGE-WITH-CONTOUR

(Inhalt ist irrelevant)

Ja und außerdem muss die CAM-Blockinstanz exakt auf einen Definitionspunkt der Folgekontur platziert werden.

Der Inhalt der Variablen ~CycleCommands~ wird hinter den NC-Kommandos des dazugehörigen Definitionspunkts der Folgekontur in die NC-Datei eingefügt. Das heißt, der Zyklus wird mit der Kontur verschmolzen. Es können sich mehrere CAM-Blockinstanzen auf dieselbe Folgekontur beziehen.

Liegen mehrere Definitionspunkte der Kontur auf derselben Position übereinander, zum Beispiel Start- und Endpunkt, dann wird die Verschmelzung für jeden dieser Definitionspunkte ausgeführt. Siehe CAM-Einführung, Beispiel "Kontur mit Fräszyklen verschmelzen").

Gewöhnlicher Block

Dieser Blocktyp kann beliebig oft in der CAM-Bibliothek existieren, folglich ist der Name nicht festgelegt.

Nein

 

Der Steuertext für Zyklen (Attribute) wird aufgerufen, aber die Variable ~CycleCommands~ enthält einen Leertext, denn der Block hat ja kein Zyklusattribut.

Keines

Nein

Mit Hilfe eines gewöhnlichen Blocks aus der CAM-Bibliothek können Sie im Steuertext für Zyklen auf die normalen Attribute der Blockinstanz (also keine Zyklus- oder Steuerattribute) wie auf Variablen zugreifen, also zum Beispiel mit ~Z-Tiefe~. Anders als bei Zyklusattributen ist hier die maximale Textlänge auf 500 Zeichen pro Variable begrenzt.

 

Bitte beachten Sie, dass nicht alle Postprozessoren alle CAM-Blocktypen unterstützen. Dies liegt daran, dass viele Zyklen nur für bestimmte Maschinensteuerungen existieren, so zum Beispiel für die Heidenhain-Steuerung TNC 426/430 (Fräsen) oder MANUALplus 4110 (Drehen). Auch enthält nicht jeder CAM-Block Zyklusattribute für alle Postprozessoren. Für HP-GL zum Beispiel sind keine Zyklen definiert und in HP-GL-Dateien können auch keine Unterprogramme existieren.

 

Wird eine NC-Datei für eine Drehmaschinensteuerung erzeugt, kann es sinnvoll sein, Zyklen (zum Beispiel Schrupp- oder Schlichtzyklus) an die Konturerzeugung zu koppeln. Zu diesem Zweck enthalten die dazugehörigen Werkzeuge spezielle T-Parameter mit denen die NC-Kommandos für diese Zyklen (siehe CAM-Einführung, Beispiel "Gewindezapfen drehen" und Werkzeuge "Schruppwerkzeug (Drehen)" bzw. "Schlichtwerkzeug (Drehen)") in die NC-Datei kopiert werden können.

 

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